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Stuart Pigott über das Amt der Deutschen Weinkönigin – und Wines of Germany

17.09.2019

Das DWI interviewt Blogger und Influencer zum Thema „Weinland Deutschland“. Der Autor und Journalist Stuart Pigott ist laut Wikipedia „ein unkonventioneller Weinkritiker und international einer der besten Kenner des deutschen Weins.“


Der ehemalige FAZ-Kolumnist und DWI-Riesling Fellow der ersten Stunde stellte sich nicht nur den Fragen zu Wines of Germany. Er äusserte sich auch zum Amt der Deutschen Weinkönigin.

Was ist am Amt der Deutschen Weinkönigin so medienwirksam?

Auf den ersten Blick wirkt die Deutsche Weinkönigin wie eine verstaubte Märchenprinzessin, das ist sie aber überhaupt nicht! Es handelt sich um starke junge Frauen mit fundiertem Weinwissen, die weltweit als Botschafterinnen unterwegs sind. Mit Witz, Feingefühl - und manchmal etwas frech - vermitteln sie die wunderbare Vielfalt des deutschen Weins.

Welche Flasche (deutschen) Wein öffnen Sie als Nächstes?

Wahrscheinlich ist es eine Flasche trockener Riesling von Gut Hermannsberg an der Nahe, wo ich als Riesling Ambassador arbeite. Aber in meinem Keller stehen eine Reihe Top-Spätburgunder-Rotweine aus dem Rheingau, Rheinhessen und der Pfalz, die ich unbedingt verkosten möchte.

Was kommt nach Orange Wine?

Die Formulierung ist schon richtig. Orange Wine ist zweifelsohne eine Mode, und es gibt viele Trittbrettfahrer unter den Erzeugern, die glauben, so was anbieten zu müssen, um „dabei“ zu sein oder mindestens nicht „uncool“ zu erscheinen. Andererseits hat diese Welle eine Fülle an stilistischen Neuheiten gebracht, und manche davon haben eine Zukunft als wichtige Nischenprodukte. Was darauf folgt ,kann niemand vorher sagen. Ich tippe aber auf eine Rückkehr zu Weissweinen mit subtilen Fruchtnoten.

Was Sie schon immer mal über deutsche Weine sagen wollten:

Nachdem ich zahlreiche Bücher zum Thema geschrieben habe, bleibt gar nichts übrig, womit ich jetzt die Welt überraschen könnte. Nach wie vor liebe ich die guten und grossen deutschen Weine, und sie entwickeln sich weiter auf sehr spannende Weise.

Ihr nächstes Thema heisst…

Neben einem Büchlein zum Thema "10. Jubiläum von Gut Hermannsberg im Besitz der Reidel-Familie" schreibe ich eine Reihe von Beiträgen zum Thema "Klimaerwärmung und deutscher Wein". 2018 war das heisseste Jahr in Deutschland, seit es Aufzeichnungen gibt, aber viele 2018er deutsche Weine haben ihre „Cool Climate“ Stilistik behalten. Das ist ein rätselhaftes Phänomen, das ich zu ergründen versuche.

Verraten Sie uns Ihr liebstes Wein- und Foodpairing?

Eigentlich halte ich wenig von Wein- und Foodpairing, aber sehr viel von gutem Essen und gutem Wein dazu! Wenn jemand trockenen Weissburgunder mit Vanilleeis trinken mag, ist das eine prima Sache, aber ganz persönlich ziehe ich Riesling Kabinett feinherb oder ein gereiften Riesling Kabinett mit Restsüsse zu Räucherlachs vor.

Ihr letzter Post zum Weinland Deutschland?

Der unglaublich frische 2009er Chardonnay „SJ“ von Karl H. Johner aus dem Kaiserstuhl in Baden hat mich vollkommen verblüfft. Solche Überraschungen muss ich mitteilen, weil kaum jemand so etwas für möglich hält.

Deutsche Weinerzeuger sind/werden/waren…

Die deutschen Winzerinnen und Winzern sind so vielfältig wie ihre Weine, und damit lassen sie sich nicht über einem Kamm scheren. Ein Grossteil ihrer Faszination kommt daher, und ich liebe diese menschliche und vinologische Vielfalt. Dazu kommt die genetische Vielfalt der Traubensorten und ihrer Klone sowie die enorme Bandbreite der Lagen in den 13 Weinbaugebieten Deutschland. Wunderbar!

Was läuft im Handel?

Die deutschen Weine laufen im allgemeinen sehr gut im Handel, aber es gibt eine Kategorie, die etwas schleppend läuft: die Ortsweine. Das sind so viele beeindruckende Gewächse, aber die Namen sind noch nicht so bekannt. Das wirkt als Preisbremse, denn da sind sehr viele Schnäppchen zu finden!

Was geht ab in der Gastronomie?

Nach wie vor sind trockene Weine sehr gefragt, aber feinherbe Weine und Riesling Kabinett finden zunehmend Beachtung. Das ist sehr erfreulich, weil sie wichtige Weine für die nördlichen Weinbaugebiete sind.

Warum Wein statt Bier?

Bier ist manchmal eine notwendige Abwechslung vom Wein, aber für mich hat es ganz selten die Spannung und Feinheit von einem guten Wein. Da spielen aber sicherlich meine persönliche Vorlieben und Gewohnheiten eine wichtige Rolle. Ich bin eben ein Weinmensch!