Die Weinbergshäuschen von Saale-Unstrut
Sie sind das Markenzeichen der Weinbauregion Saale-Unstrut: die Weinbergshäuser. Wohl in keiner Region in Deutschland gibt es eine so hohe Dichte von Häusern, Hütten und manchmal sogar richtigen Villen.
Sie sind das Markenzeichen der Weinbauregion Saale-Unstrut: die Weinbergshäuser. Wohl in keiner Region in Deutschland gibt es eine so hohe Dichte von Häusern, Hütten und manchmal sogar richtigen Villen.
Mehrere Hundert Weinbergshäuschen werden in der ganzen Region geschätzt, darunter regelrechte Kleinode ihrer jeweiligen Epoche. Als ältestes datiertes Beispiel gilt ein Fachwerk-Türmchen in der Lage Steinmeister bei Rossbach, der „Steinkauz“ aus dem Jahre 1555.
Die höchste Dichte an Weinbergshäusern aber weist der Freyburger Schweigenberg auf: allein hier finden sich auf rund 20 Hektar Fläche ganze 90 Weinbergshäuschen, entstanden zwischen 1700 und 1800.
Der Freyburger Schweigenberg ist der wohl bekannteste Terrassenweinberg der Region: Die rund 25 Hektar große Fläche ist in fünf bis zehn übereinanderliegende Terrassen gestuft und in zahlreiche kleine und kleinste Parzellen untergliedert – ein wahres Kulturdenkmal für diese traditionelle Bewirtschaftungsform. Mehr als 40 Winzer bewirtschaften heute auf 65 Flurstücken insgesamt rund zwölf Hektar bestockte Rebfläche. Auf ihnen finden sich rund zehn Kilometer Trockenmauern, etwa fünf Kilometer Umfassungsmauer, einige hundert Meter Treppenanlagen – und eben die rund 90 Weinbergshäuser, Gebäude und Hütten.
Sie dienten ursprünglich natürlich zum Schutz der Arbeiter im Weinberg, zur Rebenwacht und zur Aufbewahrung von Arbeitsmaterialien. Das erklärt auch die hohe Dichte im Schweigenberg: weil der Berg in viele kleine Parzellen unterteilt war und viele Winzer hier arbeiteten, errichtete je der sein eigenes Häuschen. Weil der Schweigenberg nie Opfer der Flurbereinigung wurde, haben sich die Häuser in ihrer Vielzahl erhalten.
Später entwickelten sich die Weinbergshäuschen zu Orten der Geselligkeit, oft fanden hier Weingesellschaften des Besitzers statt. Mit der Zeit entstanden Bauten, die nach repräsentativen Vorstellungen und Baustilen geformt wurden, und zuweilen entstanden reine Repräsentations- oder Wohngebäude. Dazu gehört etwa die 1722 erbaute Villa des Hofjuweliers Carl Gottlieb Steinauer, der dieses repräsentative Wohnhaus über seinem Weinberg errichten ließ. Zu Repräsentationszwecken wurde auch die pompöse „Schlifterhütte“ im Freyburger Schlifterweinberg erbaut, von den Besitzern der Rotkäppchen Sektkellerei Förster und Kloss. Zu den beeindruckendsten Vertretern gehört außerdem das Rokokoweinbergshaus im Herzoglichen Weinberg in Freyburg. Das um 1774 vom kursächsischen Steuereinnehmer Carl Gottlieb Barthel erbaute sechseckige Gebäude besticht durch sein Fachwerk, sein französisches Dach und ein tonnengewölbtes Kellergeschoss.
Das berühmteste aller dieser Weinbergshäuser aber ist das „Toskanaschlösschen“, gelegen im Freyburger Schweigenberg: das Kleinod wird derzeit restauriert und ist zum Wahrzeichen der Weinbergshäuser überhaupt geworden. Wo die Weinbergshäuser liegen und welche besichtigt werden können, ist beim Weinbauverband Saale-Unstrut zu erfahren.